Der Baltische Wald-Wanderweg - Natur

NATUR AUF DEM BALTISCHEN WALD-WANDERWEG

Südlicher Teil vom Wald-Wanderweg (polnisch-litauische Grenze - Riga)

  • Der südlicher Teil vom Wald-Wanderweg durchquert drei Nationalparks - die Nationalparks Dzūkija und Žemaitija in Litauen und den Nationalpark Ķemeri in Lettland. Das Ķemeri Moor ist mit anderen Mooren und Feuchtwäldern eines der größten Feuchtgebiete in den baltischen Staaten.  Insgesamt durchquert oder führt der Wald-Wanderweg entlang von ~ 25 besonders geschützten Naturgebieten.
  • Der südlicher Teil vom Wald-Wanderweg durchquert das Hochland von Sudava, Dzūkija und Žemaitija in Litauen, in Lettland – das westliche und östliche kurländische Hochland oder Teile davon.  Zwischen dem Hochland gibt es Tiefebenen, von denen das Kursa-Tiefland und das Meeresküste -Tiefland erwähnt werden können. Die niedrigsten Stellen auf dem Wald-Wanderweg befinden sich auf Meereshöhe (auf der Etappe Bigauņciems – Lielupe, wo der Wald-Wanderweg entlang der Küste des Rigaer Meerbusens führt), der höchste Ort befindet sich im Hochland von Žemaitija – das ist der Berg Šatrija (228 m über dem Meeresspiegel).  

Nödlicher Teil vom Baltischer Wald-Wanderweg (Riga - Tallinn)

  • Der nördlicher Teil vom Baltische Wald-Wanderweg durchquert die Höhenzüge von Vidzeme, Alūksne und Haanja und führt durch mehrere Tieflande. Die niedrigsten Strecken liegen etwa auf der Höhe des Meeresspiegels, die höchste Stelle erreicht man am Berg Suur Munamägi (~ 256 m ü. d. M.). Der zweithöchste Punkt ist der Drusku-Burghügel (246 m ü. d. M.). Der Suur Munamägi ist die höchste Erhebung in den baltischen Staaten (318 m ü. d. M.).
  • Auf ein schönes und ausgeprägtes Relief trifft man im Urstromtal Gauja und in den anliegenden Tälern und Schluchten sowie in der Nähe der felsigen und bis zu 56 m hohen nordestnischen Felswand, auch Glint genannt. Fünf Tage verläuft der Baltische Wald-Wanderweg durch das Urstromtal Gauja, das größte und tiefste Urstromtal im Baltikum. Zwischen Toila und Kunda schlängelt sich der Weg an der nordestnischen Felswand entlang.
  • In der Nähe des Wanderwegs liegen hervorragende Naturdenkmäler wie Ehalkivi, der größte Findling Baltikums (930 m3), Valaste-Wasserfall, der höchste im Baltikum (26 m), und Jägala-Wasserfall, der zu den eindrucksvollsten dieser Gegend zählt. An den Flüssen Gauja, ihren Nebenflüssen und an der Puisa ragen mächtige und malerische Sandsteinaufschlüsse mit natürlichen und vom Menschen geschaffenen Höhlen hoch. Die Puisa-Höhlen sind die längsten vom Menschen gebildeten Sandstein-Bergwerkhöhlen im Baltikum. Am Ufer des Finnischen Meerbusens sind Millionen Jahre alte Fossilien zu sehen.
  • Der nödlicher Teil vom Wald-Wanderweg durchquert drei Nationalparks, auch den ältesten Nationalpark Lettlands, den Nationalpark Gauja, und den ältesten Nationalpark Estlands und Baltikums, den Nationalpark Lahemaa. Der jüngste von allen 15 baltischen Nationalparks ist der Nationalpark Alutaguse (gegründet 2018). Insgesamt verläuft der nördlicher Teil vom Wald-Wanderweg an ~ 40 geschützten Gebieten vorbei und durchquert einige von diesen.
  • Mehr als eine Woche wandert man entlang dem Peipussee, dem größten See Europas (zusammen mit dem Pleskauer-See). Die Einheimischen bauen hier bereits seit der Zarenzeit Zwiebeln an und verkaufen das Geerntete als schöne Zwiebelzöpfe. Am nördlichen Ufer des Peipussees liegen neben Sandstränden bis 13 m hohe schöne Dünen.
  • An der nordestnischen Küste schmiegen sich mehrere Ostsee-Inseln – Pedassaar, Prangli, Aegna, Naissaar. Auch sie eignen sich für eintägige Wanderungen zum Kennenlernen der Natur und der lokalen Kultur.

Generell über den Wald-Wanderweg

  • Der Baltische Wald-Wanderweg führt durch waldbedeckte Gebiete in Litauen, Lettland und Estland, in denen man den größten Teil der im Baltikum vorkommenden Waldbiotope und Waldtypen beobachten kann. Vielerorts trifft man auf große geschützte Bäume oder Bäume, die mit historischen Ereignissen und Geschichten verbunden sind.
  • Der Baltische Wald-Wanderweg eignet sich bestens auch für Vogel- und Tierbeobachtung. Es lebt hier der größte Tier Europas – der Elch. Mit etwas Glück entdecken leise Wanderer auch Tierarten wie Reh, Rothirsch, Fuchs, Hase, Echter Marder, Otter, Eichhörnchen und Igel. Ebenso kann man hier Wolf- und Luchsspuren sehen. Oft begegnet man Biber, sieht ihre Dämme und gefällte Baumstämme an den Ufern.
  • Zu entsprechender Jahreszeit lassen sich hier Vögel wie Weiß- und Schwarzstorch, Schreiadler, Wachtelkönig, Sperlingskauz, Grünlaubsänger, verschiedene Eulen- und Spechtarten, darunter Schwarzspecht, der größte Specht Europas, und in der Nähe von Gewässern Eisvogel beobachten (oder hören).
  • Das baltische Klima ist von keinen gefährlichen Naturkatastrophen geprägt. Heftige Stürme gibt es selten, eher im Herbst und Winter. Es gibt hier keine Ebbe und Flut, die das Wandern an der Küste erschweren oder gefährlich machen würden. Der Wasserspiegel steigt nur bei starkem Wind oder Stürmen an.
  • Im warmen Sommer erreicht die Wassertemperatur im Meer +18 bis 20 °C oder mehr (+ 26 °C). Die Binnengewässer können sogar wärmer werden. Jedoch kommen im Sommer, Frühjahr und Herbst auch längere Regenperioden und niedrigere Temperaturen vor, sodass es unbedingt empfehlenswert ist, vor der Wanderung die Wettervorhersage anzuschauen.
  • Die Litauer, Letten und Esten begeben sich gerne in den Wald, wo sie Pilze und Wildbeeren (Heidelbeeren, Preiselbeeren, Himbeeren) und in sumpfigen Wäldern und Gebieten Moltebeeren und Moosbeeren sammeln. Wildkräuter dienen zur Zubereitung von Kräutertee.

DIE VIELFALT DER WÄLDER

Jeder hat seine eigene Vorstellung von einem Wald. Der eine sucht nach schlanken Kiefern und weißem Moos, der andere träumt von dichten Fichtenwäldern, uralten Gebieten oder weißen Birken, feuchten Brüchen oder Sumpfdotterblumen, die im Frühjahr blühen. Ein Wald unterscheidet sich von dem anderen und jeder Waldtyp hat seine eigene Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Im Weiteren sind nur einige der in Lettland und Estland vorkommenden Waldtypen beschrieben. Jeder Wald hat seine Stelle, Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten.

Im borealen Wald bzw. borealen nördlichen Nadelwald wachsen Fichten und Kiefern verschiedenen Alters. Es handelt sich hier um naturnahe und alte Wälder mit einer großen Artenvielfalt. Diese Wälder mit unterschiedlich alten und dicken Bäumen und kleinen Waldwiesen haben eine besondere Bedeutung für die Natur. Der boreale Wald kann durch Menschen beeinflusst worden sein, er darf aber während der letzten hundert Jahre keinen Kahlschlag erlebt haben. In Lettland führt der Wald-Wanderweg durch ausgezeichnete boreale Waldlebensräume, aber in südlicher Richtung werden die borealen Wälder allmählich durch Laubwälder (die sogenannten nemoralen Wälder) abgelöst, wo Eichen, Linden, Weiden immer öfter zu sehen sind und solche Baumart wie die Hainbuche, die in Lettland in freier Wildbahn vorkommt, meistens im südwestlichen Teil von Kurland, wo wärmere klimatische Bedingungen herrschen. Große Massive borealer Wälder befinden sich auch im südlichen Teil Litauens, zum Beispiel in der ethnographischen Region Dzūkija.

Im breitblättrigen Wald herrschen keine dominierenden Baumarten vor. In diesen Wäldern trifft man auf Elemente, die einem durch Forstwirtschaft kaum beeinflussten Wald charakteristisch und für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung sind: Baumhöhlen, Trockenholz und große gefallene Baumstämme, die wesentliche Bestandteile des Lebensraums vieler Pflanzen-, Insekten-, Vogel- und Tierarten sind.

Im sumpfigen Wald wachsen Sumpfporst, Moosbeeren, verschiedene Torfmoose, kleine Kiefern, Fichten, Moor-Birken, Schwarzerlen, kleine Büsche und mehrere Seggenarten.

Der periodisch überflutete, überfeuchte breitblättrige Wald bzw. der Alluvialwald wächst meistens an Gewässern. Bei Wanderungen entlang des Flusses Gauja, Nemunaitis und Dubysa kann man ab und zu solche Wälder finden.

Malerisch und vielfältig ist auch der Böschungs- und Schluchtwald, der an Flussböschungen und in Tälern wächst. Hier wechseln Eichen, Linden, Ulmen und Nadelbäume einander ab. Ab und zu sind schöne Aufschlüsse und Höhlen sowie kleine Bäche zu beobachten, die zur biologischen Vielfalt des Ortes beitragen.

Litauen ist geprägt von Eichenwäldern, bestehend aus Eichen-, Linden- oder Hain- buchenbeständen. Eichenwälder sind in den Tälern des Nemunas und anderer großer Flüsse zu sehen.

Zum Wald gehören auch große bewaldete Flächen, die zu verschiedener Zeit unter verschiedenen historischen und wirtschaftlichen Umständen entstanden und ungleichmäßig gewachsen sind – sowohl natürliche, als auch vom Menschen geschaffene Wälder. Der Wald ist unterschiedlich und vielfältig, er ist ein Zuhause für verschiedene Tiere und Insekten, die je nach der Art nach unterschiedlichem Lebensraum, unterschiedlicher Feuchte und unterschiedlich viel Licht suchen. Dank dieser Vielfalt und dem Gleichgewicht zwischen dem Naturschutz und der Waldbewirtschaftung kann jeder das Wald-Ökosystem sowohl beim Wandern auch beim Pilz- und Beerensammeln genießen.

WALDBEWIRTSCHAFTUNG

Der Baltische Wald-Wanderweg schlängelt sich nicht nur durch geschützte, sondern auch bewirtschaftete Wälder. Die Forstwirtschaft basiert auf einem Bewirtschaftungszyklus von 80–120 Jahren.

 

Abbildung: Lettisches Forstamt (LVM)

 

Der Waldbewirtschaftungszyklus umfasst das Leben eines Waldes. Zu Beginn des Zyklus werden ausgelesene Samen in Baumschulen gepflanzt und kultiviert, bis sie zu einer gewissen Größe herangewachsen sind. Ferner werden Jungbäume auf Flächen umgepflanzt, die für die konkrete Baumart am besten geeignet ist. So wird der Wald erneuert und neue Waldflächen gebildet.

Um einen schönen und qualitativen Wald zu bekommen, muss er gepflegt werden. Wenn die Bäume eine Höhe von 1,5–2 Metern erreichen, werden Pflegemaßnahmen durchgeführt, wobei man bei den wertvollsten und gesündesten Bäumen die konkurrierenden Baumstämme wegschafft und die Baumarten hinterlässt, die dem jeweiligen Waldtyp entsprechen. So gestaltet man einen wertvollen Wald, der dem Schnee, Wind und anderen Umwelteinflüssen standhält. Das Lichten findet zwei- bis dreimal pro Jahr statt. In solchen jungen Wäldern wachsen Walderdbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren, später auch Heidelbeeren.

Ein schöner und qualitativer Wald bedarf Pflege auch später. So wachsen die Baumstämme stark und die Baumkronen breit, was wiederum mehr Kohlendioxid bindet.

Wenn die Bäume 12 m hoch sind, wird der Wald noch einmal gelichtet, um mehr Raum zu schaffen und für genügend Licht zu sorgen. In Wäldern mittleren Alters nimmt man das Lichten 1–2 Male je nach Bedarf vor.

Zu dem Zeitpunkt, als die Fläche das Alter eines Haupteinschlags erreicht hat, findet Verjüngungsschlag statt, um Raum für neue Wälder zu schaffen. Damit endet der Waldbewirtschaftungszyklus und anschließend werden neue Wälder gepflanzt.

Heute spielt bei jedem Waldbewirtschaftungszyklus eine umweltfreundliche, wirtschaftlich begründete und sozial verantwortliche Forstbewirtschaftung eine große Rolle, wobei die Werte des Waldes erhalten, die Flächen produktiv bewaldet, verschiedene Holzerzeugnisse etc. hergestellt und Erholungsmöglichkeiten im Wald zur Verfügung gestellt werden.